Wattenbek. Jörg Lühn. Die Handballerinnen des TSV Wattenbek haben ihr Kämpferherz entdeckt – und das mitten in der Coronazeit. Wenige Tage nach dem angekündigten Rückzug aus der 3. Liga der Frauen (wir berichteten) bäumt sich die Mannschaft auf und zeigt Courage.
„Es wäre einfach jammerschade“
Der Mannschaftsrat mit Spielmacherin Anne Zellmer, Außenangreiferin Katja Lietzau und Torhüterin Beke Ketelhut ging in einer anderthalbstündigen Videokonferenz auf den Abteilungs- und Fördervereinsvorsitzenden Ernst-Werner Jappe sowie den 2. Vorsitzenden aus dem Förderverein, Eike Rix, zu. Tenor: „Wir wollen weiter für Wattenbek in der 3. Liga spielen. Es wäre einfach jammerschade, den Startplatz aufzugeben.“
Die Wattenbekerinnen haben sich in den vergangenen Jahren als „sportliche Marke“ in Mittelholstein etablieren können. Nach Platz 8 im Aufstiegsjahr 2017/18 stand am Ende der vergangenen Serie ein toller fünfter Platz. Wattenbek war zu dem Zeitpunkt hinter dem Zweitligisten TSV Nord Harrislee und dem Ligarivalen HSG Jörl/Doppeleiche Viöl sogar die Nummer 3 des schleswig-holsteinischen Frauenhandballs.
Eike Rix ist positiv überrascht
Nach sportlich schwankenden Leistungen und Unruhen in dieser Saison nahmen die Sorgen zu. Die Finanzierbarkeit eines immer teurer werdenden Unternehmens nach der – noch andauernden – Corona-Pandemie ließen Jappe und Co. vor kurzem keine andere Wahl, als den geordneten Rückzug anzutreten. Jetzt erklärt Rix: „Wir sind positiv überrascht. Diese Solidarität in der Mannschaft war lange nicht zu erkennen.“ Der 49-Jährige sieht das Fortführungskonzept des Unternehmens Drittliga-Handball völlig offen.
Bis zum 15. Mai hat der Club Zeit, das Interesse an einer erneuten Meldung beim Deutschen Handballbund (DHB), dem Dachverband der 3. Liga, abzugeben. Von dort heißt, dass bis Ende Mai ein kostenfreier Rückzug möglich sei. „Wir werden gezielt um private Investoren werben und darüber hinaus versuchen, möglichst viele Dauerkarten an Familie und Freunde zu verkaufen“, verrät Torfrau Ketelhut. Zellmer betont, dass in der kurzen Zeit ganz viele Ideen entwickelt wurden: „Die kommen jetzt auf den Tisch, und dann sehen wir, was wir umsetzen können.“
Potenzielle Neuzugänge sollen begeistert werden
Sportlich bleibt die Mannschaft fast zusammen. Neben Hannah Pauli sagen nur Lea Lackner und Kristin Bahde leise „servus“, sodass aktuell acht Spielerinnen plus die künftigen A-Jugendlichen der SG Bordesholm/Brügge, Antonia Danker, Gesche Kliese, Mette Bech und Ronja Sawierucha, per Zweifachspielrecht im roten Dress auflaufen könnten. „Ich hoffe, dass wir Tanja Potratz, Svenja Hollerbuhl, Janina Harms und Vivian Zittlau sowie andere gute Spielerinnen aus der Region ebenfalls noch für das Projekt begeistern können“, gibt sich Zellmer kämpferisch.
Wird Mannhard Bech der neue Trainer?
Nachdem das Engagement mit Tim Bracklow beendet wurde, fehlt noch ein neuer Trainer. Nach Informationen unserer Zeitung stehen Gespräche mit Mannhard Bech unmittelbar bevor. Der renommierte Jugendausbilder und Vereinstrainer (zuletzt bei den Männern des TSV Altenholz beziehungsweise der Mecklenburger Stiere Schwerin) bezeichnet „die Turnhalle als meine Energiequelle“. Für eine Stellungnahme war Bech nicht zu erreichen.
Nach der vom DHB beschlossenen Quotientenregelung (Punkte geteilt durch die Anzahl der Spiele mal 100) schloss der TSV Wattenbek die aktuelle Serie 2019/20 auf Platz 8 ab (70,6 Punkte).
Quelle: Holsteinischer Courier, 24.04.2020 von Jörg Lühn