TSV Wattenbek kämpft munter weiter 

Zeigt sich mit dem TSV Wattenbek solidarisch: Der designierte Trainer Mannhard Bech (blaue Kappe), hier mit Tochter Mette (rechts), gleichzeitig Spielerin bei den „Peitschen“, beim Besuch eines Oberliga-Heimspiels der SG Wift. Jörg Lühn.

Crowdfunding steht kurz vor der 7000-Euro-Marke. Mannhard Bech trainiert zum Nulltarif, Hannah Pauli bleibt doch. 

Wattenbek. Arne Schmuck und Jörg Lühn. Land in Sicht, Land in Sicht.“ So schallt es aus dem Ausguck des TSV Wattenbek, dem Flaggschiff des Frauenhandballs im Kreis Neumünster. Für das Team ist mehr als ein Silberstreif am Horizont zu erkennen. Die Fortsetzung des Spielbetriebs in der 3. Liga Nord scheint nicht mehr unmöglich. Als neuer Trainer sitzt Mannhard Bech schon fast im Boot.

 

Förderverein befürwortet Initiative

 

Eine Eigeninitiative der Mannschaft durchschlug hohe Wellen. Über ein Crowdfunding, eine Methode der Geldbeschaffung, fanden sich in wenigen Tagen 85 Unterstützer. Persönliche Aktionen und Utensilien lassen den individuellen Geldbeträgen einen ideellen Wert zukommen. Mit 6466,27 Euro (Stand am Montagabend) kamen zehn Tage vor Ende der Aktion 92 Prozent der angestrebten 7000 Euro zusammen.

„Diese Initiative wird von mir grundsätzlich befürwortet“, lässt der Abteilungs- und Fördervereinsvorsitzende Ernst-Werner Jappe schriftlich wissen. Zuvor hatte der 70-Jährige seinen Rücktritt von beiden Posten vollzogen und neue Bewegung in das Unternehmen gebracht. „Dies ist sicher kein leichter Schritt, wurde ich doch in den vergangenen 25 Jahren als einziger Bürger von Wattenbek von der Gemeindevertretung zwei Mal für ehrenamtliche Verdienste ausgezeichnet“, heißt es in Jappes Schreiben.

 

Rix Nachfolger von Jappe

 

Eike Rix, zurzeit als kommissarischer Nachfolger eingesetzt, zeigt sich verhalten optimistisch. „Es sind wichtige Hürden überwunden, aber wir sind noch nicht am Ziel“, sagt Rix und zieht symbolisch den Hut vor der Aktion des Teams. Der 49-Jährige beziffert die Chancen auf das Überleben in den Gewässern der 3. Liga inzwischen mit 60:40. „Diese Aktion können wir jetzt aber nicht in jedem Jahr machen“, weiß Rix. Bis zum 15. Mai hat sein Club Zeit, eine erneute Meldung beim Deutschen Handballbund, dem Dachverband der 3. Liga, die Meldung abzugeben.

Die Mannschaft weiß inzwischen 20 aktive Helfer (Spielerinnen, Betreuer) in ihrem Rücken. „Wir brauchen jetzt einen Handballobmann und einen Vorsitzenden für den Förderverein“, betont Spielmacherin Anne Zellmer, die maßgeblich die Retteraktion begleitet, dass noch viel Arbeit vor dem Team liegt. Am vergangenen Wochenende ging sie mit Teilen ihres Teams durch das Dorf und sammelte weitere knapp 1500 Euro für den Fortbestand des Spielbetriebes ein. „Das war der Wahnsinn“, freut sich Zellmer. Von den Spielerinnen, die ihren Abschied verkündeten, kehrte inzwischen Hannah Pauli ab. Die Rückraumspielerin erklärte, weiter im roten Wattenbek-Dress auflaufen zu wollen. „Das freut mich riesig“, jubelt Zellmer.

 

Mannhard Bech und Timo Tanneberger sorgen für Auftrieb

 

Zusätzlichen Antrieb erfährt die Rettermaßnahme durch ein Versprechen von Mannhard Bech, der den Trainerposten im ersten Jahr unentgeltlich antreten würde. Der Vater der Spielerinnen Maxie und Mette bekennt: „Ich bin von der Aktion emotional angefasst. Vor vier Wochen war es nicht mein Ziel, Trainer zu werden. Dann hätte ich auch die Männer der SG Wift übernehmen können.“

Rückendeckung erfahren die Spielerinnen durch den Vorstand des Gesamtvereins. „Die Mannschaft ist gut unterwegs, wir begrüßen das Engagement sehr“, zeigt sich Timo Tanneberger, 1. Vorsitzender des rund 400 Mitglieder zählenden TSV Wattenbek, angetan. Im Hinblick auf eine weitere Drittligasaison gibt er sich zuversichtlich: „Es müssen noch verschiedene Gespräche geführt und einige Fragezeichen beiseite geschoben werden. So gehört eine solide Finanzplanung dazu. Aber wir machen das ja nicht erst seit gestern, und ich denke, dass wir das gemeinsam mit dem für uns sehr wichtigen Förderverein wieder hinbekommen werden.“

 

Es bleibt das Fazit: Gut möglich, dass es bald „Wattenbek ahoi“ heißt.

Quelle: Holsteinischer Courier, 04.05.2020 von Arne Schmuck und Jörg Lühn