TSV Wattenbek vermisst Solidarität unter den Handballmannschaften

Beke Ketelhut (rechts) und Maxie Bech vom Drittligisten TSV Wattenbek trainieren zurzeit im Stadtwald von Neumünster. Jörg Lühn.

Drittliga-Frauenteams finden im Solidarpakt keine Berücksichtigung. Trainer Mannhard Bech prophezeit eine Saison ohne Wertung

Wattenbek. Jörg Lühn. Die Corona-Pandemie wird zu einer großen Gedulds- und Zerreißprobe. Bis zum Jahresende befinden sich die Handballerinnen des Drittligisten TSV Wattenbek im sogenannten Lockdown light. Trainings- und Spielbetrieb sind in der bisherigen Form vollkommen verboten. Die Mannschaft steht sinnbildlich vor einer verschlossenen Halle.

 

Torhüterin von Dunkelheit genervt

 

Derweil müssen sich die Spielerinnen selbst behelfen, um im Fitnesslevel nicht zu weit nach unten abzurutschen. Mit Torhüterin Beke Ketelhut und Rückraumspielerin Maxie Bech nutzen zwei Spielen das schöne Ambiente im Stadtwald von Neumünster. „Wir haben Trainingsprogramme bekommen und absolvieren sechs bis sieben Einheiten in der Woche“, verrät Maxie Bech. Allerdings sind die Einheiten deutlich verkürzt und auch anders, zum Beispiel als Workout, konzipiert.

 

„Beim Laufen erfüllen wir Sprintaufgaben und machen nicht besonders viel Langlauf“, erzählt Ketelhut. Die Torhüterin nervt vor allem die frühe Dunkelheit. „In der Halle bekommt man das ja nicht mit“, schmunzelt sie. Maxie Bech vermisst das Training im Team. „Meistens macht man das Programm ja alleine, ich hatte schon drei Wochen keinen Ball mehr in der Hand.“

 

Ein düsteres Bild von Mannhard Bech

 

In Bezug auf einen Re-Start, der für den 10. Januar angesetzt war und nun auf Ende des ersten Kalendermonats 2021 verschoben wurde, zeigen sich beide pessimistisch. Ein ganz düsteres Bild malt Wattenbeks Trainer Mannhard Bech: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann, und gehe sogar so weit und sage, die Saison wird in keine Wertung eingehen.“ Er hält es für möglich, dass die Serie 2021/2022 mit den Teams wie im Herbst 2020 beginnen würde. Bislang hat das Team von Trainer Mannhard Bech zwei Spiele absolviert und beide gewonnen.

Gut gelaunt im Stadtwald: Beke Ketelhut (links) und Maxie Bech vom TSV Wattenbek. Jörg Lühn.

Kosten könnten ausufern

 

Sollte ein Saison-Fortsetzungsversuch gestartet werden, ist mit einem Corona-Testkonzept zu rechnen. Ob dabei PCR-Tests (Polymerase Chain Reaction) oder Antigen-Tests angewendet werden, ist neben den Kosten eine Zentralfrage, die vom Deutschen Handballbund (DHB) beantwortet werden muss. Schon jetzt wirft die Thematik beim TSV Wattenbek viele Fragen – vor allen nach den Kosten – auf. Nach vorsichtigen Schätzungen kostet ein zweimaliger Test pro Woche für 20 Spielerinnen bei der Schnellvariante zwischen 500 und 600 Euro. „Das ist für uns nicht finanzierbar“, macht Mannhard Bech klar.

 

Er wundert sich außerdem, dass die Drittliga-Männermannschaften aus dem Land die gleichklassigen Frauenteams vom SV Henstedt-Ulzburg und MTV Heide, der HSG Mönkeberg/Schönkirchen und der HG Owschlag-Kropp-Tetenhusen (OKT) sowie des TSV Wattenbek nicht in ihren Solidarpakt einbezogen haben. „Ist Männerhandball eine andere Sportart?“, fragt der 53-Jährige. So baten die Männer der HSG Eider Harde, des TSV Altenholz sowie der HSG Ostsee das Land um Anerkennung als Spitzensportler und um finanzielle Unterstützung, um in Konkurrenz mit besser gestellten Clubs aus anderen Bundesländern nicht den Anschluss zu verlieren.

 

Trainer schüttelt den Kopf

 

Mannhard Bech sieht sogar die Chancengleichheit gefährdet. Nach seinem Kenntnisstand kann die zweite Frauenmannschaft des Buxtehuder SV trainieren. Auch der Frankfurter HC ist nach der Profisport-Einschätzung des DHB aus der Vorwoche wieder im Mannschaftstraining „Wir machen Workout, und die werfen die Bälle ins Tor“, kommentiert der Coach kopfschüttelnd.

 

Nahezu unverantwortlich wäre es für den A-Lizenz-Inhaber, wenn acht Tage nach Lockdown-Ende wieder bereits gespielt werden soll. „Die Gewöhnung an den Hallenboden wäre viel zu kurz, sodass die Verletzungsgefahr entsprechend hoch wäre“, schlägt Wattenbeks Coach schon vor der Wiederaufnahme Alarm.

Quelle: Holsteinischer Courier von Jörg Lühn 03.12.2020