Wattenbek. Auf dem Adventskranz leuchten erst zwei Kerzen, beim TSV Wattenbek brennt dagegen noch vor Weihnachten der Baum. Dabei sorgte der Obmann und Fördervereinsvorsitzende Ernst-Werner Jappe für eine vorzeitige Bescherung bei den Handballerinnen in der 3. Liga Nord.
Ein Alleingang von Jappe
Nach dem Abschlusstraining in der vergangenen Woche informierte der 70-Jährige seinen Trainer Andreas Juhra, dass der Verein den Vertrag nicht über die Spielzeit hinaus verlängern werde. Wie es derzeit aussieht, unternahm Jappe einen Alleingang, der sogar die Vorstandskollegen überrascht haben soll.
Vom Courier zu den Gründen befragt, hauchte Jappe: „Dazu sage ich gar nichts.“ Er bestätigte lediglich, dass Juhra über die Entscheidung in Kenntnis gesetzt wurde. „Ich muss erst mit der Mannschaft sprechen“, ergänzte Jappe. Dieses wolle er am Dienstagabend erledigen. Wie der Courier recherchierte, ist das Trainerteam dazu nicht eingeladen.
Spielerinnen sind aufgebracht
Damit sind zusätzliche Flammen entfacht worden. Juhra zeigte sich enttäuscht. „Ich wollte gerne weitermachen. Von der Mannschaft kamen keine gegenteiligen Signale“, erklärte der 43-Jährige. Nach der 35:42-Niederlage der „Peitschen“ gegen den SC Alstertal-Langenhorn informierte der Coach das Team. Im Anschluss sollen Tränen geflossen sein. Mehrere Spielerinnen waren aufgebracht und wütend. Die nach außen dargestellte heile Familienwelt des TSV Wattenbek ist ganz plötzlich zerborsten.
Auch Co-Trainer Tim Bracklow äußerte sein Unverständnis: „Ich kann den Zeitpunkt nicht nachvollziehen.“ Der 31-Jährige, der möglicherweise ein Wunschkandidat Jappes für die Nachfolge ist, verhält sich loyal. „Ich mache mir nur Gedanken, wenn die Trennung sauber und fair verläuft.“ Auf dem hart umkämpften Trainermarkt böte sich außerdem Henning Berger an. Dieser trainiert derzeit den Oberliga-Spitzenreiter TSV Altenholz – einen Club, dem keine Aufstiegsambitionen nachgesagt werden.
Juhra verbucht mit Wattenbek bislang 181 Siege
Dagegen wird dem erfolgreichsten Trainer der Wattenbeker Vereinsgeschichte überraschend der Stuhl vor die Tür gestellt. In 304 Spielen gelangen Juhra in zwei Amtszeiten (1998 bis 2008 und 2016 bis Saisonende 2020) von der Kreis- bis hinauf in die 3. Liga mit vier Aufstiegen bisher 181 Siege. Gründe, die für das Ende einer Zusammenarbeit mit dem Coach sprechen, sind bei den „Peitschen“ nicht zu finden.
Quelle: Holsteinischer Courier, 09.12.2019 von Jörg Lühn