Dorf aus dem Häuschen

Die Handballerinnen des TSV Wattenbek mischen die 3. Liga auf und avancieren zur dritten Kraft im Land

Von Jörg Lühn

Wattenbek. Das zweite Jahr in einer neuen Spielklasse muss nicht immer schwerer sein. Die Handballerinnen des TSV Wattenbek widerlegten die These in der 3. Liga eindrucksvoll und belegte einen respektablen fünften Platz fernab aller Abstiegssorgen. Mehr noch: Wattenbek stieg zur Nummer 3 des schleswig-holsteinischen Frauenhandballs auf.

Zwischendurch schien es sogar, als würden die Schützlinge von Trainer Andreas Juhra sich Stufe um Stufe sogar zur Vizemeisterschaft kraxeln – und das Ganze auf leisen Sohlen. Nur vom späteren Meister TV Hannover-Badenstedt (verzichtet auf den Aufstieg) sahen alle Clubs nur die Hacken.

Die „Peitschen“ hatten nach dem Knaller zu Hause gegen Wismar (43:24) und auswärts in Schwerin (39:20) in zwei Spielen nicht nur 82 Tore geworfen, sondern als Vierter lediglich noch drei Punkte Rückstand auf Platz 2. So blieb es bis nach den beiden siegreichen Landesderbys gegen die HSG Jörl/Doppeleiche Viöl, die nach einem 1:8-Rückstand noch mit 34:31 besiegt wurde, und die HG Owschlag-Kropp-Tetenhusen (38:25). Das Dorf war aus dem Häuschen.

Bei nüchterner Betrachtung darf festgestellt werden, dass die Juhra-Eleven in dieser Phase am oberen Limit ihres Leistungsvermögens agierten. Dennoch: Den Besuchern – acht Mal kamen 175 Zuschauer und mehr an den Langenheisch in Bordesholm – hat es Spaß gemacht. Sogar elf Mal warfen Svenja Hollerbuhl und Co. mehr als 30 Treffer in einem Spiel. Zehn dieser Partien wurden – wen wundert’s – auch gewonnen. „Schuld“ daran war die gnadenlose Tempoausrichtung von Trainer Juhra und seines Assistenten Tim Bracklow, die auch in der kommenden Spielzeit das Zepter in der Hand halten werden. Erst in den letzten vier Saisonspielen ging mit 2:6 Punkten etwas die Puste aus.

Ihr Abgang muss kompensiert werden: Svenja Hollerbuhl (rotes Trikot), hier im Spiel gegen den Buxtehuder SV II mit Franziska Fischer und Torfrau Jule Nitt. Hollerbuhl warf in zehn Jahren mehr als 1300 Tore für den TSV Wattenbek. Foto: Sell

Zur neuen Serie verlieren die Wattenbekerinnen jedoch zwei Stars. Hollerbuhl, die in 172 Spielen seit 2009 für den TSV Wattenbek 1334 Tore warf, zieht sich genauso zurück wie Janina Harms (143/727), die 2017 noch zur Sportlerin des Jahres in Neumünster gewählt wurde. Außerdem sagten Ronja Schult und Nadine Klotz (spielte in der Rückrunde keine Rolle mehr) sowie Team-Koordinator Mark Guse „servus“.

Erste Neulinge stehen jedoch bereits fest. Neben den beiden „Küken“ Mette Bech und Lucia Kollmer, die bereits Drittligaerfahrung sammelten, verstärken Annika Heinrichsen (HG OKT) und Rieka Thal (HSG Holstein/Kronshagen) den TSV Wattenbek. Vom Hamburg-Ligisten SG Niendorf/Wandsetal stoßen Torhüterin Beke Ketelhut (spielte 2012 und 2014 schon beim TSV Wattenbek) und Linksaußen Lea Lackner zum Team. „Wir sind jetzt noch breiter aufgestellt und haben eine Reihe von taktischen Optionen“, frohlockt Juhra. Die Rolle von Guse wird zunächst von Torhüterin Franziska Schenk besetzt. Allerdings wird sie das Trio mit Katharina Kaube und Ketelhut zwischen den Pfosten solange vervollständigen, bis Katharina Schmöde ihre Schulterverletzung auskuriert hat. Zurzeit befindet sich das Team noch in einer Trainingspause, die Mitte Juni endet.

Quelle: Holsteinischer Courier, 01.06.2019