Neumünster. Sie steht stellvertretend für ein Team, das kein Kriterium für die Wahl zur Mannschaft des Jahres in Neumünster erfüllt. Denn der Verein TSV Wattenbek zählt weder politisch zu Neumünster, noch ist er dem hiesigen Kreissportverband angeschlossen. Doch als Neumünsteranerin durfte die in Wittorf lebende Janina Harms für die Sportlerwahl nominiert werden – und sie gewann. Der Courier sprach mit der Drittliga-Handballerin.
Mit dem Sieg bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres ist Ihnen ein Coup gelungen. Wie haben Sie diesen Moment wahrgenommen?
Harms: Ich war ja schon von meiner Nominierung sehr überrascht. Als ich morgens die Courier-Seite mit den Vorschlägen der Sportlerinnen aufgeschlagen habe, sah ich plötzlich mein Gesicht neben einer Ausnahmespielerin wie Tennisprofi Mona Barthel. Ich habe früher auch Tennis gespielt und ihr manchmal bei den Matches zugesehen.
Was ging in Ihnen vor, als bei der Siegerehrung von Rang 3 nach oben durchgezählt wurde?
Mein Puls war so hoch. Die Minuten fühlten sich wie unwirkliche Sekunden an. Nach Platz 3 habe ich gedacht: Okay, mit dem zweiten kann ich sehr gut leben ...
Darf man sagen, das Kreischen ihrer Mannschaftskolleginnen im Publikum, als klar war, dass Sie Erste sein würden, hat Sie noch einmal gepusht?
Ja, das ist super fantastisch, wie das Team hinter einer einzelnen Spielerin stehen kann. Ich repräsentiere ja nur eine Mannschaft. Mit der Wahl kann ich etwas zurückgeben.
In der langen Geschichte der Wahl hatte noch nie eine Handballerin gewonnen. Was bedeutet das für Sie?
Das ist eine Riesen-Ehre, gerade weil ich der Meinung bin, dass es in einer Mannschaftssportart nicht üblich sein sollte, eine Einzelne so hervorzuheben. Weil es noch nie eine Handballerin geschafft hatte, habe ich auch niemals mit meinem Sieg gerechnet.
Was dürfen Ihre Mitspielerinnen beim ersten Training nach der Wahl von Ihnen erwarten?
Natürlich werde ich etwas ausgeben, weil der Preis uns allen gilt. Aber wir werden wie gewohnt hart trainieren, uns noch mehr reinhängen, um in Kürze die Abstiegsplätze zu verlassen. ör
Quelle: Holsteinischer Courier, 15.01.2018
Neumünster. Prominent besetzte Proklamation auf dem Ball des Sports: Bei der 40. Auflage der Courier-Leser- und Fachjury-Wahl war Ministerpräsident Daniel Günther (44, CDU) nach der 1. Vorsitzenden des Kreissportverbandes, Ute Freund, stets erster Gratulant der Sportler. Zur Gänsehauthymne der Rockgruppe Queen („We are the champions“) gingen die aufs Podest gewählten Frauen und Männer sowie Vertreter der Mannschaften stolz aufs Treppchen. Im Anschluss folgte Oberbürgermeister Dr. Olaf Tauras, ehe der Sportpool-Vorsitzende Markus Küstner die Prämienschecks überreichte.
Der Ausgang der Wahl 2017 dürfte als dicke Überraschung in die Geschichte eingehen. Erstmals gewann mit der Neumünsteranerin Janina Harms (24, TSV Wattenbek) eine Handballerin. Günther, ehemaliger Handballer im Trikot des Eckernförder MTV, freute sich besonders. „Ich bin stolz, dass ich dabei sein konnte. Das ist eine tolle Veranstaltung“, sagte der Ministerpräsident. Er nutzte den Abend nicht nur zur Gratulation, sondern tauchte in persönlichen Gesprächen mit den Aktiven in die Welt des Lokalsports hinein. Harms folgte auf das Badminton-Ass Stine Küspert (18, Blau-Weiß Wittorf), die diesmal Zweite wurde. „Ich bin damit mega zufrieden und keineswegs enttäuscht“, sagte Küspert. Bronze ging an das selbst ernannte „Laufbiest“ Johanna Schulz (23, SC Rönnau 74). Männer-Sieger Bjarne Geiss (20, Blau-Weiß Wittorf) konnte erstmals nicht an der Ehrung in den Holstenhallen teilnehmen, er entsandte eine Videobotschaft. „Bei mir stehen die deutschen Meisterschaften vor der Tür, aber es freut mich sehr, zu Neumünsters Sportler des Jahres gewählt worden zu sein“, hieß es von der Badminton-Olympiahoffnung. Für ihn wurde Spartenleiter und Team-Manager Ralf Treptau von Freund aus einer hinteren Reihe des Publikums gezerrt. „Das war nicht geplant“, sagte der 52-Jährige und gestand: „Das ist schon ein besonderer Moment. Ich kannte Bjarne schon, als er gerade mal fünf Jahre alt war.“
Quasi fast von null auf die Plätze 2 und 3 schoben sich Extremsportler Björn Richter (39, LGN) und American-Footballer Gerrit Höppner (18, Blau-Weiß Wittorf) auf den Silber- beziehungsweise Bronzeplatz. Wittorfs Badmintonsparte indes hatte noch mehr Grund zum Feiern. Das Zweitligateam siegte bei den Mannschaften vor den Rosen Hosen (Gut Heil) und den Wift-Oberligahandballern.
Eine starke Wahlbeteiligung seitens der Courier-Leserschaft gab es beim 40. Durchlauf des Klassikers. So wurden 2335 Stimmen per Telefon und 407 per Coupon abgegeben. Die Gesamtzahl von 2742 toppte den guten Vorjahreswert von 2505 um mehr als 200 Stimmen. Dass die Leser dabei durchaus Gewicht haben, belegte das Wahlergebnis eindeutig. So freuten sich besonders die beiden Sportlerinnen Harms und Schulz sowie die beiden Sportler Richter und Höppner über einen ganz starken Rückhalt durch ihre Anhängerschaft, die für ein tolles Abschneiden ihrer Lieblinge sorgten.
Arne Schmuck/Jörg Lühn
Im Rahmen der Sportlerwahl in der Holstenhalle I im Rampenlicht: Anna Freund (Die Roten Hosen), Matthias Lucht (SG Wift), Janina Schneck (Die Roten Hosen), Bennet Kretschmer (SG Wift), Janina Harms, Johanna Schulz, Stine Küspert, Gerrit Höppner, Björn Richter, Jan Collin Strehse (Blau-Weiß Wittorf), Ralf Treptau (Blau-Weiß Wittorf, oben von links), Ballmoderator Oliver Tienken, Sportpool-Vorsitzender Markus Küstner, Oberbürgermeister Dr. Olaf Tauras, Ute Freund (1. Vorsitzende des Kreissportverbandes), Ministerpräsident Daniel Günther und Martin Deertz vom Wahl-Sponsor Sparkasse Südholstein (unten von links).Sell
Quelle: Holsteinischer Courier, 15.01.2018