Wilhelmsburg. 25:32 verloren, aber keine Spur von Traurigkeit. "Warum auch?", fragt Trainer Sven Petersen und gibt gleich selbst die Antwort. "Das ist doch ein tolles Ergebnis gegen diese Mannschaft." Diese Mannschaft – das ist der Tabellenführer der Handball-Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein, der hat noch kein Spiel verloren, nicht einmal unentschieden gespielt und kürzlich 51 Tore gegen das Schlusslicht HT Norderstedt geworfen hat. Das Hinspiel hatte der TSV Wattenbek gegen die SG Wilhelmsburg mit 35:18 viel deutlicher für sich entscheiden können. Wattenbek führt die Tabelle mit 30:0 Punkten an, ist neben AMTV Hamburg (28:2) heißer Kandidat auf den Aufstieg in die Dritte Liga.
"Das ist die absolute Übermannschaft der Liga, da kann nur der AMTV einigermaßen mithalten", spricht Sven Petersen, der Trainer der Wilhelmsburger Handballfrauen, voller Hochachtung von den Gästen aus Bordesholm, die gerade in der Sporthalle Dratelnstraße einmal mehr ihre große Überlegenheit demonstriert hatten. Allerdings erst, als den Wilhelmsburger Frauen Mitte der zweiten Halbzeit die Luft ausging. In die Pause ging es mit einem 14:14-Gleichstand. Davor hatten es die SGW-Frauen versäumt, mit mehr als drei Toren in Führung zu gehen. Bei 13:10 scheiterten nacheinander Anna-Lena Tischler, Cara Luisa Peters, Anne von Holten und Stefanie Korn vor dem gegnerischen Tor, so dass die Frauen aus Wattenbek bei Neumünster wieder herankommen konnten.
Nach der Pause verzettelten sich die Wilhelmsburger Handballfrauen des Öfteren vor des Gegners Tor, versäumten die einfachen Abschlüsse. Nach Toren war es bis zum 19:19 (40.) eine ausgeglichene Partie, und hätten die SGW-Frauen in dieser Phase weiter so gut getroffen wie bis dahin, hätte es bis zum Schluss eng bleiben können. "Am Ende fehlte uns die Kraft. Mit den vielen vergebenen Chancen haben wir dem Gegner in dieser Phase in die Karten gespielt", sagte Sven Petersen.
Der positive Aspekt für den Wilhelmsburger Trainer war, dass sein Damenteam dem Spitzenreiter bis zur 50. Minute (23:25) alles abverlangt hatte. Petersen: "Unsere Deckung hat gut gestanden, Wattenbek musste häufig über Einzelleistungen den Abschluss suchen." Die beste Gästespielerin Svenja Hollerbuhl, die mit acht Treffern auch beste Torschützin war, durfte kaum einmal eine Verschnaufpause einlegen. Wattenbeks Trainer Andreas Juhra, der vor Jahren auch die Frauen der SGH Rosengarten-Buchholz trainiert hatte, konnte sich bis in die Schlussphase hinein des Erfolgs nicht sicher sein.
Trotz der 25:32-Niederlage ordnete Sven Petersen das Spiel als Bestätigung des Aufwärtstrends ein. 5:1 Punkte hatten die Frauen der SG Wilhelmsburg im neuen Jahr geholt, im alten hatte es fünf Niederlagen in Serie gegeben, was wohl auch daran lag, dass sich Claudia Thiede Mitte November einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. "Sie ist meine wichtigste Rückraumspielerin. Ihren Ausfall konnten wir anfangs überhaupt nicht kompensieren. Jetzt haben wir uns aber darauf eingestellt", sagte Sven Petersen. Claudia Thiede, die seit ihrer Jugend bei der SG Wilhelmsburg spielt und in 225 Spielen 780 Tore geworfen hat und ihre Mitspielerinnen von der Tribüne aus lautstark anfeuerte, wird in dieser Saison wohl nicht mehr spielen können.
Nach dem Tabellenführer ist der nächste Gegner der SG Wilhelmsburg am Sonnabend der Tabellenzweite AMTV Hamburg, bei dem die SG-Frauen um 16 Uhr an der Scharbeutzer Straße antreten müssen. Am dritten Spieltag, als Aufsteiger Wilhelmsburg noch nicht in der neuen Liga angekommen war, gab es eine 13:25-Heimniederlage. Für Sven Petersen kommt der nächste Gegner genau zur richtigen Zeit: "Dann haben wir die wirklich starken Mannschaften hinter uns und können uns auf den Abstiegskampf konzentrieren." Einzig und allein der Klassenerhalt ist nämlich das erklärte Saisonziel. Petersen: "Ob wir am Ende auf Rang sieben oder wie heute auf Platz neun stehen, ist mir ziemlich egal."
Die Tore: Anna Baeckler (6/1), Stefanie Korn (5), Anne von Holten, Johanna Pieszkalla (beide 4), Anna-Lena Spill (3), Cara Luisa Peters (2), Nina Dieckmann (1)
Quelle: Hamburger Abendblatt, 08.02.2017
„Das 35:18-Ergebnis aus dem Hinspiel täuschte, denn da gab sich Wilhelmsburg auf und wurde überrollt“, erinnerte sich Wattenbeks Trainer Andreas Juhra. Nach einer 3:0-Führung (3.) verpassten es die Gäste, weiter zu enteilen. Die „Peitschen“ engten zwar die Wirkungsräume der gegnerischen Halben mit ihrer 4:2-Deckungsvariante ein, arbeiteten aber nicht konsequent genug nach hinten. Immer wieder konnte Wilhelmsburg bis zur 15. Minute durch leichte Treffer nachlegen – sogar in zeitweiser doppelter Unterzahl. Nach einer SG-Auszeit übernahmen die Gastgeberinnen sogar die Führung (7:6/16.). Während Tanja Potratz, die bis dahin fast die Hälfte aller Wattenbek-Treffer (darunter drei Siebenmeter) erzielt hatte, ihre erste Zeitstrafe absitzen musste, stieg der Gästerückstand bis kurz vor dem Wechsel auf drei Treffer an (10:13/26.). Erst jetzt schienen die Wattenbekerinnen zu erwachen. Bis zum Pausenpfiff egalisierten sie (14:14), sodass der zweite Durchgang quasi bei null begann. Eine Parallele zu den ersten 30 Minuten waren die erneut Unstimmigkeiten im Wattenbeker Spiel. Wieder standen sich die Juhra-Schützlinge zu oft selbst im Weg und lagen für ihre Verhältnisse eher knapp vorn (23:21 aus Gästesicht/46.). „Wir haben unsere Disziplin im Angriff verloren und versucht, die Partie mit der Brechstange zu entscheiden. Das hat nicht funktioniert“, kommentierte Juhra. In dieser Phase stärkte die erfahrene Wattenbek II-Torhüterin Tanja Rathje, die zusammen mit Lea Pahlisch aus der A-Jugend das Gespann Katharina Kaube (Bänderriss) und Franziska Schenk (Knieprobleme) ersetzte, ihrer Mannschaft mit wichtigen Paraden den Rücken. Eine knappe Viertelstunde vor dem Ende brachte dann das Schlagwort „Fokussierung“ die „Peitschen“ wieder in die Spur. Fortan besann sich das Gästeteam auf seine individuellen Stärken und marschierte – unbeirrt von einer gegnerischen Auszeit – den nächsten zwei Punkten entgegen (29:24 aus Gästesicht/56.). „Es war ein Charaktertest, wenn wir oben mitspielen wollen – und den haben wir bestanden“, resümierte Juhra. dpb
TSV Wattenbek: Pahlisch, Rathje - Hollerbuhl (8), Kühn, Lietzau, Schult, Schulte, Pauli (3), Bech (2), Potratz (10/davon 5 Siebenmeter), Harms (6), Stegmann, Zittlau, Zellmer (3).
Quelle: Holsteinischer Courier, 06.02.2017
SG Wilhelmsburg – TSV Wattenbek 25:32 (14:14)
Mehr als zwei Jahre lang hatte Tanja Rathje nicht mehr in der Oberliga zwischen den Pfosten gestanden. Weil Stammkeeperin Katharina Kaube verletzt ausfiel, sprang die 39-Jährige ein. „Es war ein tolles Comeback“, sagte Wattenbeks Trainer Andreas Juhra. Aber seine Spielerinnen taten sich in der backefreien Zone und gegen die von lautstarken Wilhelmsburger Fans angefeuerte SG lange schwer. Der rutschige Boden tat ein Übriges, so dass Juhra nach dem 10:13 (26.) sogar Janina Harms einwechselte. Die Rückraumspielerin war von einem grippalen Infekt noch nicht vollständig genesen, sorgte aber für die gewünschte Gefahr aus der zweiten Reihe. Bis zum 19:19 (40.) stand die Partie auf der Kippe, dann setzte sich der längere Atem der Wattenbekerinnen durch. „Die Mannschaft hat den Kampf angenommen“, sagte Juhra nach der Partie sehr zufrieden. ör
Quelle: Kieler Nachrichten, 06.02.2017
Neumünster/Wattenbek. Schwere Auswärtsspiele in Hamburg: Obwohl die jeweiligen Gastgeber auf Rang neun festhängen, können die Aufgaben am 15. Spieltag in der Handball-Oberliga sowohl für die Frauen des verlustpunktfreien Spitzenreiters TSV Wattenbek als auch für die auf Rang fünf platzierten Männer der SG Wift zu einem echten Stolperstein werden. Vorab haben die Peitschen überraschend die langjährige Torhüterin Tanja Rathje reaktiviert.
SG Wilhelmsburg – TSV Wattenbek (heute, 16 Uhr)
Wattenbeks Trainer Andreas Juhra hat schnell reagiert. Nach der Bänderverletzung von Torhüterin Katharina Kaube, die vier bis sechs Wochen auszufallen droht, fragte er bei Tanja Rathje nach. Die ehemaligen Torhüterin, die in der zweiten Mannschaft aktiv ist, sagte trotz zweijähriger Pause spontan zu und trainierte gleich mit. „Ich habe den Joker gezogen“, sagte Juhra lächelnd. Die Not zwischen den Pfosten war groß, weil Franziska Schenk ebenfalls angeschlagen ist, und die A-Jugendliche Lea Pahlisch am vergangenen Wochenende ihr erstes Oberligaspiel bestritt. Rathje stand von 1996 bis 2004 bei Olympia Neumünster acht Jahre im Tor und absolvierte 155 Spiele in der Regionalliga. Später hütete sie drei Jahre das Tor der SG Lütjenburg/Dannau in der Oberliga und wechselte nach dem Aufstieg der Peitschen nach Wattenbek. Dort war die 39-Jährige in 156 Oberligaeinsätzen ein überragender Rückhalt.
Quelle: Kieler Nachrichten, 04.02.2017